Leipzig im Licht mit dunklen Schatten
vor 25 Jahren haben wir laut überlegt: wie wird es wohl in 5, 10 oder 20Jahren sein?
Was werden wir davon haben, daß wir montags um den Ring gelaufen sind, um zu
rufen: WIR SIND DAS VOLK!“
Vielleicht sind wir arbeitslos?, hieß es durchaus. An arbeitslos UND krank, an arbeitslos
UND ausgegrenzt, an arbeitslos UND gedemütigt, hat man da noch nicht gedacht.
Und man wollte nicht denken, was man in der Schule gelernt hat: Diktatur des Kapitalismus in der Demokratie, was diese zunichte macht.
Ich habe mich vor 25 Jahren von der Geschlossenheit um den Ring auch beeindrucken lassen. Es war gewaltig und unfassbar: man horchte auf „Was ist das?“ fragte ich vorm Hauptbahnhof jemanden neben mir. „Na, das sind sie!“
Es war eine ferne noch nie gehörte Geräuschwelle, die Schritt für Schritt lauter und dann
inhaltlich verstanden wurde: WIR SIND DAS VOLK! tönte es aus der Ferne vom Augustusplatz.
In der Kurve zur Paralelle zum Hbf eine skandierende Formation von 10Tausenden, die innen stampften auf der Stelle und die nach außen machten ihre Schritte nach und nach größer bis alle wieder auf Linie standen und in der ersten Reihe Arm in Arm das Tempo nach vorn bestimmten mit ihren Kerzen in den Händen oder den Plakaten.
Ein unglaublicher Zug. Rufe wie aus einem Munde. Um mich herum Polizisten wie vor einem riesigen Schaufenster, in das man nicht hineingreifen kann.
Wir standen staunend und ohne Worte.
Gefeiert habe ich damals nicht und morgen werde ich es auch nicht tun, wenn man Leipzig
wieder ins Licht taucht.
Eins werde ich aber machen: ich gehe ins URLICHT. Das brennt in der alten Hauptpost am Augustusplatz. Dort hat Helge Hommes mit Leipzigern in vielen Wochen Arbeit aus allem, was man Schrauben kann Kunst gezimmert über 2 Stockwerke hinweg. Meine 11 alten Türen sind auch verarbeitet. Ich habe sie schon im Fernsehen wieder erkannt als sie noch nicht weiß gepinselt waren. Als wir sie hin brachten, wurden wir gleich in gesellschaftskritische Diskussionen verwickelt:“ wofür würden wir heute marschieren? Warum demonstrieren wir nicht gegen all das Unrecht? Wo ist die Kraft zum Veränderungswillen? Warum schmeißen wir sie nicht raus aus den Ämtern? Wie kommt es zu dieser Agonie, zu diesen Depressionen, zu dieser Angst? Wo ist die Einigkeit, das Recht, die Freiheit? .....“
Die Lage wurde im Schnelldurchlauf analysiert. Auch dort. Aber nicht genug. Wie iimmer.
Nicht mit dem Willen zur Tat . Nicht mit Hoffnung. Ohne Vision und guten Glauben.
Wer morgen und in den nächsten Wochen dort hin geht, den lädt der Künstler ein zur Besinnung und zum Nachdenken über die Misere. Man kann seine Botschaften aufschreiben und einwerfen in die extra dafür eingerichteten „Astlöcher“ des Riesenbaumstammes bis zum Dach.
Der Künstler will nicht nur Bewunderung fürs Werk, er wills wissen, wem wir heimleuchten
wollen.
Und ich will jetzt wissen, was die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „LASST EUCH NICHT HINTERS LICHT FÜHREN“ ist?
Ich grüße die Aufstehenden